Mythen der Migration
Die Bildung von kollektiven Identitäten - insbesondere von Gemeinschaften und Staaten - bleibt bis heute ein spannendes Thema. Wie kamen die durch die Migration entstandenen, neuen Gemeinschaften dazu, sich als griechisch zu definieren?
In der Vergangenheit wurde häufig angenommen, dass das "Griechisch-Sein" neuer Siedlungen das automatische Ergebnis jener Gemeinschaften war, die von Griechen gegründet wurden, da sie die griechische Kultur mitbrachten, als sie aus dem griechischen Kernland in der Ägäis auswanderten.
Dennoch ließen sich griechische Migranten in einigen neuen Siedlungen nieder, die nie eine griechische bürgerliche Identität annahmen (z. B. Sardinien). In anderen neuen Siedlungen, die hingegen eine griechische Identität annahmen, waren sowohl Einheimische als auch nicht-griechische Migranten präsent (z.B. Kalabrien, Ionien). Die Fernmigration kann also nicht der einzige Faktor gewesen sein, der bestimmte, welche Gemeinden griechisch wurden. Welche anderen Faktoren waren im Spiel? Unterschieden sich diese Faktoren zwischen Gemeinden und Regionen? Wie und warum wurde an verschiedenen Orten ein Gefühl des kollektiven Griechentums konstruiert, und wie veränderte sich dies im Laufe der Zeit? Wie entwickelte sich die Gemeinschaftsidentität in den verschiedenen Teilen der griechischen Welt unterschiedlich - ob im "Kern" in der Ägäis oder in den "Peripherien" anderswo?
MIGMAG erforscht die Konstruktion der bürgerlichen Identität in neuen Siedlungen in den Generationen und Jahrhunderten nach ihrer Gründung, indem es die Ansprüche untersucht, die von und für diese Siedlungen in Bezug auf Herkunft, Verwandtschaft und Identität erhoben werden (Arbeitspaket 3). Dazu konzentriert es sich auf Gründungs- und Herkunftsmythen, die für Gemeinden in den folgenden Fallstudienregionen erzählt werden:
Kalabrien (Süditalien)
Sardinien
Ionien (Westtürkei)
Raues Kilikien (Südtürkei)
Süd- und Zentralgriechenland